Kannon, Kanonen und Berlins Goldene Zwanziger

In den 33 Tempeln des Saigoku-Pilgerwegs wird Kannon verehrt, eine buddhistische Göttin (genauer: ein Bodhisattva). Das wusste übrigens jeder Berliner in den goldenen zwanziger Jahren dank eines - heute vergessenen - Bestselllers und Bestsellerautors. Das Buch „Die Kwannon von Okadera“, geschrieben von Ludwig Wolff, machte damals außerordentlich Furore und wurde verfilmt. Eine Wiener Zeitschrift beging den Fauxpas, die „Kwannon von Okadera" mit den "Kanonen von Okadera" zu verwechseln. Sein Berliner Kollege empörte sich folgendermaßen:

"... ein Berliner weiss, was 'Die Kwannon' ist. Ganz bestimmt weiss er es. Denn entweder hat er die Fortsetzungen dieses Romans von Ludwig Wolff in der 'Berliner Illustrirten' gelesen - oder die zehntausend mystischen Plakate an allen Straßenecken, in allen Untergrundbahnstationen, bei jedem Kiosk bis hinein in die verborgensten Winkel des dunklen Berlin haben so lange auf ihn eingehauen - bis er eines Tages doch nach dem Lexikon [...] gegriffen hat ..."

In: Bernard Schüler, Der Ullstein-Verlag und der Stummfilm

Mehr zur „Kwannon vom Okadera“ im Kapitel zum Oka-dera in unserem Buch „Saigoku – Unterwegs in Japan's westlichen Landen“ und in unserem Feature in der November-Ausgabe der OAG-Notizen.

Die berühmte Ausdruckstänzerin Ruth St. Denis als Kannon. Quelle: Revue des Monats, Bd. 4, 1929/30, Heft Nr. 10. Fotografiert von Soichi Sunami

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